Beziehung vor Erziehung – und warum das Thema keinen Bart bekommen sollte

Es ist eines der für mich wichtigsten Themen seit ich Mutter bin – „bedürfnisorientierte Erziehung“, oder,
wie ich es passender formuliert finde: „Beziehung vor Erziehung“. Um hier Missverständnisse aus dem Weg zu räumen;
das bedeutet, dass die Beziehung zum Kind wichtiger ist als die Erziehung (hat also erstmal nichts mit dem Partner/der Partnerin zu tun).
Es bedeutet ernst nehmen statt auslachen, erklären statt schimpfen, auch mal gewähren lassen statt ständige Eingrenzung.
Akzeptanz, Respekt, Nähe, keine Machtausübung.

Genauso geht es hierbei um Familienbetten, Langzeitstillen, Tragen etc.
Themen, die in den Fokus des Kinderkriegens gerückt sind- und alle, die mit Kindern zu tun haben, haben sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt. Nein, so ist es leider nicht.

„Zu Hause wird er klein gehalten.“

Vor einiger Zeit hörte ich ein Gespräch mit. Ich war wirklich traurig und schockiert darüber, wie Menschen über andere Menschen (und in dem Fall auch Mütter über Mütter) sprechen.  Es ging in dem Gespräch um eine liebenswerte, alleinerziehende Mama und ihren fünfjährigen Sohn. Der Junge schläft bei seiner Mama mit im Bett. Sie steht dazu. Für sie ist es selbstverständlich und normal, wie auch für mich und viele andere.
Für die Frau mit fragwürdigem Gesprächsbedarf leider nicht. „Der Junge wird zu Hause verhätschelt und klein gehalten“, sagte sie.
Des Weiteren stellte sie die Erziehung und die altersgerechte Entwicklung des Kindes infrage
Mein Problem ist, dass ich manchmal so entsetzt bin, dass ich dann gar nichts sage. Kennt ihr das? Danach denkst du stundenlang darüber nach und dir fallen ganze Romane ein, die du in dem Moment hättest sagen sollen. Auch wenn ich nicht an dem Gespräch beteiligt war- es hat mich im Nachhinein sehr geärgert, dass ich die Mama nicht in Schutz genommen habe.
Dieses Kind wird nicht klein gehalten, dieses Kind wird einfach bedinungslos geliebt.

Ein anderes Beispiel: Meine ältere Tochter war ca sieben Monate alt und man fragte mich, wie die Nächte seien (einen passenden Beitrag dazu findest du hier)
Ich sagte, dass ich noch nicht viel Schlaf bekommen würde, da sie Nachts noch oft gestillt werden möchte.
„Na da hat deine Tochter dich aber ganz schön um den Finger gewickelt“. Ich hab mich damals so lange über diesen Kommentar geärgert (Ärgern war bis vor Kurzem noch eine meiner größten Stärken. Oder Schwächen, wie man`s nimmt). Heute finde ich es einfach nur schade, dass die Person es nicht besser wusste.
Wie auch. Wie kannst du wissen, was bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet, wenn dir Michael Winterhoffs „Tyrannen“
zum Lesen in die Hand gedrückt wird, oder eine dir vertaute Person vom „ferbern“ (auch bekannt als „die 5-Minuten-Schrei-Methode“) erzählt und wie toll das doch funktioniert?
Wenn dir gefühlt jeder immer wieder klarzumachen versucht, wie wichtig Grenzen für Kinder sind?

Mach dir doch die Welt widde widde wie sie dir gefällt.
Nur bitte, mit weniger Süßigkeiten. Und ohne Pferd und Affen. Artgerechte Haltung und so.

Ok, das mit den Grenzen hört niemals auf. Wenn du mit Leuten über das Thema „Beziehung vor Erziehung“ sprechen möchtest, wirst du sehr schnell anhand der nonverbalen Kommunikation deines Gegenübers- oder dem Satz „Also ich finde ja, Kinder brauchen Grenzen“ merken, wie offen er oder sie dafür ist. Gegen konstruktive Diskussionen habe ich natürlich nichts, ganz im Gegenteil.
Trotzdem habe ich für mich festgestellt, dass ich oft auf mehr Verständnis stoße, wenn ich diesen Personen Links von größeren Bloggern und Bloggerinnen schicke, damit sie sich dann mit dem Thema beschäftigen können, wenn und wann sie es wollen. Diese, zugegebenermaßen meist BlogerINNEN, wie zum Beispiel Danielle und Snowqueen von http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de wissen ganz genau wovon sie schreiben und untermauern ihre Beiträge mit vielen wertvollen Fakten.
Damit verhindere ich hoffentlich auch, dass diese Menschen auf irgendwelchen miesen Seiten landen, denn das Internet und auch die Buchhandlungen sind voll von schlechten Erziehungsratgebern.

Ihr merkt, das Thema ist mir wirklich sehr, sehr wichtig. Ich möchte damit niemanden nerven.
Die wenigsten schaffen es, rundherum bedürfnisorientiert zu „erziehen“. Die einen möchten vielleicht nicht tragen, weil das ja durchaus auch auf den Rücken geht, die anderen können sich absolut nicht vorstellen, dass das Kind mehr als ein paar Monate mit im Schlafzimmer schläft. Das ist alles ok, denn „bedürfnisorientiert“ bezieht schließlich auch die Bedürfnisse und persönlichen (keine künstlichen) Grenzen der Erwachsenen mit ein. Bei mir ist das mit dem Schimpfen so eine Sache. Ich schimpfe wenig, aber mir kann auch echt mal der Geduldsfaden reißen, sodass ich lauter werde als gewollt. Gerade an Abenden nach einem anstrengenden Tag ist das so. Meine Tochter und ich können dann aber immer gut über sowas sprechen und uns entschuldigen (denn auch sie rastet natürlich mal aus 😉 ) Unsere Kinder wollen von uns so behandelt werden, wie wir es auch von ihnen „erwarten“.

Natürlich, auch mit anderen Erziehungsstilen „wird etwas aus unseren Kindern“ , aber wir wollen doch wirklich alle das Beste für sie. Und darum wünsch ich mir sehr, dass sich jeder erwachsene Mensch damit befasst.
Beziehung und Bindung dürfen nicht zum modernen Familientrend werden, der irgendwann veraltet.

Wenn wir unseren Kindern die richtigen Werte vermitteln, ist der Welt und ihrer Zukunft ein ganz großes Stück geholfen.

 

 

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