In meiner ersten Schwangerschaft blickten wir dem „Eltern werden“ durch und durch positiv entgegen.
Wir sind beide die ältesten Geschwister einer Großfamilie, brachten also schon dadurch vielerlei Erfahrungen mit ins
Abenteuer „eigene Familie“. Dazu kam der intensive Kinderwunsch und die riesige Vorfreude.
Als Ella dann ein paar Monate alt war, schlichen sich, vor allem bei mir, die ersten Probleme und Konflikte ein. In erster Linie waren es innerliche Konflikte, die mit meiner Mutterrolle zu tun hatten. Demzufolge habe ich viel an mir gearbeitet (und tue es auch heute noch).
Ich sehe nun ziemlich klar, warum das so war.
An dieser Stelle möchte ich gern auf einige dieser Probleme, bzw. deren Lösungen eingehen.
1. die Perfektion fürs Auge
Neben den Kindern sollte nicht zu kurz kommen; das eigene Aussehen, das Aussehen der Kinder, Kleidung, das Haus, der Garten , das Auto, die Fenster der Nachbarn…. Willkommen im perfekten Deutschland.
Bei mir ist das z.B, mit dem Haushalt so; wenn ich bei anderen Leuten bin, ist es mir schnurzpiepegal wie es da aussieht. Ich meine keine dreckigen Gammelhaushalte, ich meine normales Familien-überall-Spielzeug-Abwasch-bis-zur-Decke-Chaos, Art „Wimmelbuch“.
Voll okay. Aber bei uns? Nä. Ich kann abends erst beruhigt ins Bett gehen, wenn alles abgewaschen, halbwegs sauber und vor allem aufgeräumt ist. Mir ist das wichtig. Ich musste aber lernen, mir die Zeit dafür an richtiger Stelle zu nehmen. Und auch einfach mal alles links liegen lassen, denn, ganz klar, die Kinder haben immer Prioriät. Und sie werden sich später nicht mit funkelnden Augen an die perfekt gebügelte Wäsche oder die sauberen Fenster ihres Elternhauses erinnern, sondern an die gemeinsam verbrachte Zeit, die Herz-Momente.
Im Übrigen bügel ich so gut wie nie. 😉
2. die Perfektion des Lebens
Ganz ehrlich. Niemand möchte NUR Mutter oder NUR Vater sein. Jede/r hat Hobbies, die sie/er nicht vernachlässigen möchte, Freunde, die bitte immer genauso bleiben sollen wir vorher und sich gleichzeitig an deine neue Lebensituation anpassen, den Wunsch, auch im Job Erfüllung zu finden und Verwandte, die bitte genau wissen, wann sie vorbeizukommen oder eben zu Hause zu bleiben haben.
Dieses „alle und alles unter einen Hut bringen wollen“ hat mich schon so manches mal an den Rande des Wahnsinns getrieben.
Doch gute Nachrichten für alle, denen es gerade genauso geht; man wird entspannter mit der Zeit, nimmt das Leben wie es ist und wie es kommt und lernt, dass wir es uns alle niemals zu 100% Recht machen können. Wäre doch auch langweilig, oder?
3. Lasse reden
Das gilt für deine Partnerschaft, deine Erziehung, deine Instagram-Bilder, deine Ernährung, deine Aktivitäten usw.
Es geht viel zu schnell, dass wir ein Leben führen, dass andere glücklich machen würde, aber nicht uns selbst. Warum? Weil Hänschen aus der Nachbarstraße den Kopf über dich geschüttelt hat. Und Tante Else findet, dass du deine Kinder nicht konsequent genug erziehst.
Es ist egal wie du dich verhälst- die Leute reden immer! Sei authentisch und steh zu dir und deinen Handlungen, deiner Meinung.
Ich finde, dass ist vor allem mit Kindern leichter gesagt als getan. Aber es geht. Ich halte mir dabei immer meine Vorbildfunktion vor Augen.
Authenzität ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Grundbausteine für ein kooperatives Miteinander und eine entspannte Elternschaft.
4. Du bist gut, so wie du bist
Ich möchte, dass meine Kinder von meinem Mann und mir stets Wertschätzung erfahren. Es gibt aber Tage, da funktionieren wir nur (hallo *wink* akuter Schlafmangel) und machen eben nicht alles so, wie wir es als richtig empfinden. Es reichen Kleinigkeiten, die uns dann aufregen oder runterziehen. Ich komme so schnell in einen Teufelskreis.
Um diesen Kreis zu durchbrechen, braucht es wieder Wertschätzung, mir selbst gegenüber. Denn ich bin ein Mensch. Menschen machen Fehler. Um es noch genauer zu nehmen, ich bin eine Frau voll mit Hormonen, Gefühlen, Taten und Pflichten, die allesamt in den letzten Jahren um einiges zugenommen haben. Ich beende also das Kapitel „Fehler“ in dem Wissen, dass ich es besser kann und weiß.
Du bist gut, so wie du bist, das vermittel ich schließlich auch meinen Kindern.
5. Auszeiten nehmen
Ob nun Mama-Zeit oder Partner-Zeit, Sport, Kino, Konzert, ein Buch; Auszeiten sind unglaublich wichtig. Dabei kommt es gar nicht unbedingt auf die Dauer an. Dafür muss man seine Kinder natürlich auch mal in andere Hände geben- und vertrauen können. Wer das nicht kann, sollte ganz dringend über seinen Schatten springen. Denn von diesen Auszeiten haben letztendlich alle Familienmitglieder etwas.
Lädst du deine Batterien nicht auf, funktionieren sie irgendwann nicht mehr richtig. Das ist ein schleichender Prozess, der aber dramatisch enden kann. Ich weiß wovon ich schreibe, habe das bei anderen schon oft genug miterlebt.
6. Kinder beobachten, Glück genießen
Neben der ungeteilten Aufmerksamkeit finde ich es auch ganz wichtig, mir Zeit zum Beobachten zu nehmen. Einfach alles in mich aufzusaugen, was die Kinder tun. Das ist die perfekte Zeit dafür, sich nochmal ins Bewusstsein zu rufen, wieviel wir Glück ich eigentlich haben. Glück, den Kinderwunsch erfüllt zu haben und Glück, gesunde Kinder zu haben. Und dafür dankbar zu sein.
Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber das sind die für mich wichtigsten Themen, wenn es darum geht, sich entspannt zurückzulehnen (haha) und das Elternsein zu genießen. Viel zu oft sind wir doch gestresst davon, alles „richtig“ machen zu wollen und haben nebenbei so viele elterliche Verpflichtungen.
Dabei ist es so schön, Kinder zu haben und es ist unser gutes Recht, zu lieben was wir tun.